Es kommt mehr darauf an, wie du kommst, als wohin du reisest;
deshalb sollten wir unser Herz nicht einem bestimmten Ort verschreiben.
Es gilt die Einsicht zum Lebensgrundsatz zu machen,
dass man nicht für einen einzelnen Winkel geboren ist,
sondern dass die ganze Welt unser Vaterland ist.

Seneca (1. Jh. n.Chr.)






Samstag, 14. Mai 2011

Kopenhagen im Mai, 2011

Pascal Mercier schrieb im "Nachtzug nach Lisabon", dass das Reisen die Chance wäre,

"...weitläufige Ausflüge in sich selbst zu unternehmen und zu entdecken, wer und was anderes sie auch hätten werden können."

— Pascal Mercier

In Kopenhagen habe ich mir so viele Leben vorstellen können .... die Geschichten sind in meinem Herzen, die Bilder (eine kleine Auswahl meiner über 340 Bilder) teile ich mit euch ♥

Das Hotel Fox - Mitten im Zentrum von Kopenhagen und einzigartig in der Welt .... 
 





Wir bekamen das Japanese Garden Zimmer - sehr klein, die Wände und die Tür hätten einen neuen Anstrich vertragen können.

Im Aufzug durfte sich jeder als Künstler verstehen, der Geruch erinnerte an die Sporthallen meiner Jugend .... alter Turnschuhduft ☺.
Dafür - traumhaftes Design im Bad, das Frühstück einmalig und das Geschirr - preisgekröntes Porzellan Eva Solo ... ihre Kaffee- und Teezubereiter im NeoprenAnzug kenne ich von zu Hause.

Wir haben gut geschlafen, der Service war toll und wir konnten alles zu Fuß erreichen .... das war großartig und von Vorteil.




Die Stadt




... charmant, quirlig, interessant, witzig .... es gibt viel, sehr viel zu entdecken und bestaunen.

Shoppen und Flanieren auf dem Strich - Kopenhagens Einkaufsmeile - dem Strøget

 
Vor Frelsers Kirke








Schwindelfrei?

Eine berauschende Aussicht auf die Stadt soll es von hier geben .... die Warteschlange war lang und die Hitze groß .... unsere Beine haben sich geweigert.
Der Turm ist 90 m hoch und um die Turmspitze wendelt sich eine Außentreppe bis zur Weltkugel, auf der ein Christus mit Wetterfahne steht.
Der Austieg ist steil, eng und 400 Stufen lang.

Spannend wird es, wenn gerade die Glocken dröhnen, wenn man sich gerade an ihnen vorbeiwindet ... ☺☺☺


Und wenn der kleine Hunger kommt ...  das beste Restaurant der Welt wartet mit seiner neonordischen Küche bei den ehemaligen Warenspeichern im alten Hafengelände: das Noma.

3 Monate Wartezeit auf einen Tisch werden vom Chefkoch Rene Redzepi mit einer eigene Version der kulinarischen Avantgarde belohnt. Gerichte mit Zutaten wie Moos, Flechten, Schnecken, Sanddorn und Wildkräutern stehen auf dem Speiseplan, "seine Liebe gehört heimischen Kräutern und Gemüsen, darunter Sauerklee und Portulak. Sanddornsaft und Anisöl sind Bestandteile seiner Saucen, die er Emulsionen nennt, und Lauchstücke wälzt er in Asche, bevor sie gedünstet werden" (las ich im Restaurantführer)

Noma



Zu Fuß haben wir die Stadt erkundet ....

Die Königin (jawoll ☺ ... wir haben ein wenig Paparazzi gespielt) und auch ihr Schiff gesehen




.... australischen Soul Jazz gehört (sogar ein Didgeridoo-Spieler war da ☺)











... uns immer wieder für ein paar Augenblicke auf die Kaimauer im Nyhavn gesetzt - Kopenhagens längste Theke ☺ mit Bierkneipen, Straßencafes und Edelrestaurants ... der beste Ort in wahrsten Sinne des Wortes über den Tellerrand zu schauen und die kulinarischen Gewohnheiten der Dänen unter die Lupe zu nehmen ☺.





 



Und von da aus starten viele Boote mit denen man Kopenhagen von seiner schönsten Seite entdecken kann .... von der Wasserseite.









Das Wetter war traumhaft und so auch die Kulisse....

und wenn ich mir hier ein Haus bauen wollte ... so würde es aussehen.



Star-Architekt Henning Larsen entwarf eine kühne Konstruktion aus Jura-Stein und Glas - das Opernhaus.
Ein spektakuläres architektonisches Highlight welches auf einer Insel liegt , einem aufgelassenen Shipyard. Es bildet über dem Hafen eine Blick-Achse zum komplexen Schloss Amalienberg (Foto unten).

Oper
Ich war voller Erwartung aber die Gänsehaut blieb weg - das Opernhaus wirkt auf mich kühl, es beeindruckte mich nicht und es berührte mich nicht.

Es ist schön, der Charm fehlt.

Oper
Vielleicht hält es auch nicht dem Vergleich mit der australischen Schwester stand - die Oper in Sydney .... auch aus dänischer Hand stammend, entworfen vom Arhiteckten Jørn Utzon.


Nie werde ich den Augenblick vergessen, als ich das erste mal vor dem Opernhaus in Sydney stand - sprach- und reglos, so viel Gefühl das mich überwältigte.

Das hatte ich auch hier erwartet ....



Schloss Amalienberg


Viel schöner fand ich das königliche Schauspielhaus - modern in Form und Farbe.
Schauspielhaus

Maritimes Flair herausgeputzt mit viel Design ... einfach nur schön.





 Zu dem modernen Monumentalismus zählt auch der Schwarze Diamant mit der Königlichen Bibliothek - eines der besten Beispiele dass man alte Bausubstanz (der linke Teil) mit Modernem toll kombinieren kann .... eine Mischung die ich immer gerne mag ... so etwas wie ein Verjüngungsbrunnen ☺ für die Stadt.
Black Diamond


Edvard Eriksen schuf sie 1913 im Auftrag von Carl Jacobsen nach der Figur von H. C. Andersen - das Wahrzeichen der Stadt
Lille Havfrue
Ein paar Meter weiter, an der Langelinie steht die Genmodifizierte  Meerjungfrau ☺ - Björn Noorgard schuf sie 2000 für die Expo in Hannover. Sie steht für das moderne Kopenhagen und für jene liebenswerte, augenzwinkernde intelligente Respektlosigkeit, der man hier so oft begegnet und die diese Stadt so spannend macht.





Hier an der Langelinie wohnen die Schönen und Reichen Kopenhagens ... sagte uns eine nette junge Frau und bot sich spontan an, uns ein Foto zu machen (Hartmut schien mehr im Dialog mit dieser Grazie zu stehen .... aber er ließ sich dann doch auf das Foto ein ☺).







 








Nett sind sie ... die Dänen ♥... und sie lächeln viel und oft.
Sie haben einen offenen Blick und ihr Lächeln ist fast ein Lachen, so als ob sie sich immer amüsieren würden, auch wenn sie alleine waren.
Ich musste mich oft umdrehen und nochmals hinsehen - waren sie wirklich alleine?

(Gibt es dieses Lächeln auch in Deutschland?)

Und viel Liebe spürt man hier .... in all ihren Formen ♥




Eine Stadt voller Märchen .... hier ...

Die Interpretation der Prinzessin auf der Erbse ☺


 Humor

           und Ideenreichtum



... aber vor allem sehr viel      K U N S T 


(Fortsetzung folgt ☺ ... ich brauche eine Pause ☺)







Kopenhagen im Mai 2011 - Teil II

„Die Kunst Giacomettis scheint, die verborgene Wunde eines jeden Wesens enthüllen zu wollen.“

sagte Jean Genet



Der Raum existiert nicht. Man muss ihn schaffen, sagte Giacometti.

Und wo gäbe es eine schönere Kulisse für seine geheimnisvollen, dürren Figuren als diesen lichtgefluteten Raum der vor lauter Spannung knisterte?



Den schönsten Tag haben wir im

Louisiania - Museum of Modern Art verbracht, Giacomettis Geist war hier überall und er ist der wahre Grund meiner Reise nach Kopenhagen ♥.











Sie stand Patin für meine Gipsarbeit .... jetzt durfte ich sie in Natura "einatmen" .... Gefühl: unbeschreiblich







Markus Brüderlin vom Kunstmuseum Wolfsburg beschrieb seine Bronzen:


"Man sieht diese in Bronze gegossene sehr lebendige Oberfläche, die auch was Gesteinsartiges hat, das ist fast wie die Oberfläche einer Felswand. Und gleichzeitig natürlich diese Statik, diese Starre, und durch das in die Länge Ziehen dieser Figur löst sich das gleichzeitig wieder auf. Also, dieser Widerspruch: einerseits man würde man liebsten gleich hingreifen, und andererseits ist die Figur distanziert, sie geht zurück, sie geht weg. Das ist diese Materialität und Immaterialität, die dazu führt, dass etwas haptisch fast nahe kommt und zugleich optisch, visuell in die Ferne rückt."












Verschwinden und in der Welt sein, das macht Giacometti so einmalig ♥ und er wird immer eine ungewöhnliche Faszination auf mich ausüben ... seine ätherischen Frauen, die rastlos schreitenden Gestalten, die etwas von meiner Rastlosigkeit beinhalten

Walking Men .... mein absoluster AlltimeFavorit

Walking Manu ☺





Irritierend originell

... das ist Alberto Giacometti
- dieses Jahr wäre er 100 geworden -


Das Louisiania ist ein einzigartiger Sinnesrausch -




die "1-Million-Dollar-Aussicht" über den Øresund





bietet ein tolles Rahmenprogramm für den "Grünen Ausstellungsraum" - eine einmalige Verknüpfung von Natur und Kunst.
Eine alte Villa, die mit dem Park rund um den Øresund verschmilzt und Raum für die Genialität großer Namen bietet:


Alexander Calder


Jean Dubuffet





Louise Bourgeoise 

(haaha .... nicht was ihr denkt ... Augen sind es ☺)





  Max Ernst




Miro

 .... und viele andere.


Es gibt ein ausgezeichnetes Buffet oder einfach nur einen Kaffee und ein Stück Kuchen - alles kann man auf dem Rasen im Cafe oder auf einer der unzähligen Treppen, Bänken, Mauern etc. genießen.
Der Blick geht bis weit hinaus zur schwedischen Küste.




Und für Spaziergänge der besonderen Art ist auch gesorgt:








Das Innere verbirgt eine eigene Sammlung - die CoBrA.Gruppe vertreten hauptsächlich durch den Dänen Asger Jorn



aber auch Pop-Art und Video Kunst.

Furore macht das Museum international durch die regelmäßigen Ausstellungen - momentan gastiert die Picasso Ausstellung hier (leider ... sage ich mit einem zwinkernden Auge ... Picasso scheint mich zu verfolgen, ich treffe ihn als Gast in allen Museen der Welt ... zufällig (?) gerade wenn ich da bin *grins*)


The Gleaming Lights of the Soul (Yayoi Kusuma) .... 

das Deja vu-Erlebnis zum Schluss (in exakt so einem Raum stand ich vor Jahren in Australien)

.....

ein kleiner, dunkler verspiegelter Raum, die Füße schweben über Wasser ... man tastet sich schrittweise in den Raum .... nur eine klitzekleine Brücke (die man im Dunklen nicht sieht) gibt einem Halt.

Allein mit seinen Gefühlen.
 

Traum? Wirklichkeit? Schwerelosigkeit? Angst? Glück? Was passiert mit mir? Ist das, das Leben nach dem Tod? Bin ich im Weltall?

Ein paar der Fragen, die mir in sekundenschnelle durch den Kopf gingen ... 


Magie im Universum ....